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Schwere Zeiten für die Türkei

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Die politische Macht des türkischen Präsidenten Recep Erdogan ist auf das Versprechen wirtschaftlicher Prosperität ausgerichtet. Doch damit steht es nicht zum Besten, schreibt Axel D. Angermann, Chef-Volkswirt des Investmenthauses Feri-Gruppe, in einem Marktkommentar. Zwar sei die Wirtschaft des Landes in den vergangenen sechs Quartalen um mehr als zwei Prozent pro Quartal gewachsen und hat damit selbst China und Indien überflügelt. Allerdings sank im gleichen Zeitraum der Wert der türkischen Währung um mehr als ein Drittel. In der Folge liegt die Inflation aktuell bei mehr als zwölf Prozent, und ein weiterer Anstieg auf bis zu 14 Prozent in den kommenden Monaten sei bereits abzusehen.

Das hohe Wachstum der vergangenen beiden Jahre beruhe wesentlich auf staatlicher Konjunktursteuerung. So seien beispielsweise die Bauinvestitionen um mehr als vier Prozent pro Quartal gestiegen, und auch der private Konsum sei laut Angermann durch gezielte Steuersenkungen nach oben getrieben worden. Gleichzeitig ist aber das Handelsdefizit von zwölf Milliarden Lira auf fast 30 Milliarden Lira im Monat gestiegen. Das traditionell ohnehin hohe Leistungsbilanzdefizit des Landes mache aktuell mehr als sieben Prozent der Wirtschaftsleistung aus. Der Absturz der Währung spiegele deshalb vor allem das schwindende Vertrauen internationaler Investoren in die Nachhaltigkeit der wirtschaftlichen Entwicklung wider.

Um das Vertrauen der Investoren zurückzugewinnen und den Wertverfall der Lira zu stoppen, müsste zunächst die Unabhängigkeit der Zentralbank bewahrt werden, so Angermann. Folgen müssten weitere deutliche Zinserhöhungen der Notenbank, um mittelfristig die Inflation einzudämmen und wieder in Richtung des ursprünglichen Zielwerts von fünf Prozent zurückzuführen. Steigende Zinsen und die Verteuerung der Importe würden der Wirtschaft Angermann zufolge zwar schaden. Angesichts eines Haushaltsdefizits von etwa drei Prozent und eines Schuldenstandes von weniger als 30 Prozent habe der türkische Staat jedoch noch einen gewissen Spielraum, um mit fiskalischen Eingriffen gegenzusteuern und die Auswirkungen auf die Bevölkerung zu begrenzen.

Im Jahr 2019 müsste unter diesen Voraussetzungen ein Rückgang des Wachstums auf etwa zwei Prozent hingenommen werden, heißt es in dem Marktkommentar. Die Alternative bestünde in einer Zahlungsbilanzkrise, wie sie das Land zuletzt im Jahr 2001 erlebte. Damals brach die türkische Wirtschaft um fast sechs Prozent ein, die Zahl der Arbeitslosen stieg innerhalb von zwei Jahren um rund 70 Prozent, und die Beschäftigten mussten reale Einkommensverluste von mehr als 20 Prozent hinnehmen.

 

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von factum
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